Lieferungsfolgen, Probedrucke, erste Stempel und Abarten der luxemburgischen Post

Hauptkriterien für die Bestimmung der Lieferungsfolgen sind: Der Zustand des Klischees (Feinheit und Vollständigkeit der Striche), Papier und Tinte (verlaufend oder nicht). Abnutzungsmerkmale: (Schrammen, Flecken usw). In der Hauptsache kann man sich weitgehend auf die in den letzten Jahrzehnten von mehreren ernsten Sammlern an Hand von zahlreichen Briefen aufgestellte Folge der Farbnuancen verlassen.

Nun zu den Probedrucken. Abzüge des Urstocks sind bekannt auf einfachem weißem Papier, sowie auf Büttenpapier. Von den Plattenabzügen bestehen heute je 2 Halbbögen à 50 Briefmarken beider Werte, auf kräftigem, bräunlichem Papier. Wie festgestellt wurde, stammen diese Abzüge von den zum Druck der Marken benutzten Platten bevor dieselben abgeschliffen und poliert waren.

Von der fertigen Platte der 10 centimes bestehen Abzüge auf weißem Papier, in einer blau-schwarzen Teinte, von der die blaue Komponente das Papier durchtränkt und so die Spiegelbildbezeichnung auf der Rückseite sichtbar machte. Von diesen, durch ihre Ähnlichkeit mit den englischen Ivory-Heads ebenso benannten Probedrucken, bestehen eine gewisse Zahl ungestempelter und einige gestempelte Exemplare. Auf Brief äußerst selten, zählen sie zu den philatelistischen Juwelen unseres Landes.

Die anerkannte Schönheit der ersten luxemburgischen Briefmarken wird noch erhoben durch die in Sammlerkreisen sehr geschätzten Abstempelungen.
Der erste Stempel zur Markenentwertung wurde von 3 konzentrischen Kreisen mit verschieden stark hervortretendem Mittelpunkt gebildet. Der ursprünglich überragende und als Körnerspitze ausgebildete Mittelpunkt, der Marke und Brief durchlöcherte, wurde auf Grund zahlreicher Beschwerden der Briefempfänger nach einigen Wochen schon abgeschliffen.

Allgemein wurde diese Stempelspitze von 1852 bis 1856 benutzt, mit Ausnahme von Luxemburg, wo er nur von September 1852 bis April 1853 im Gebrauch war. Das erklärt auch die Seltenheit der 3 Kreise von Luxemburg, besonders auf Briefen oder Briefstücken.
Die Dreikreisstempel von Diekirch, Grevenmacher, Weiswampach und Wiltz waren bis in die erste Zeit der zweiten Markenausgaben d.h. etwa 1862/63, in Gebrauch. Die zur Markenentwertung benutzte Farbe war anfänglich grün oder grünblau. Man kennt auch einige, äußerst seltene rote Dreikreisstempel auf Nr. 1 & 2. Sehr früh wurde die schwarze Farbe allgemein angewandt, jedoch bestehen Dreikreisstempel von Grevenmacher auf Marken der 4. & 5. Lieferung (1854/55).
Im März 1853 wurden auf dem Postamt Luxemburg, zur Entwertung größerer Frankierungen, drei verschiedene aus diagonalen Strichen gebildete Stempel eingeführt. Der Stempel mit 26 Strichen war rechteckig, derjenige mit 36 Strichen oval und der dritte, mit 46 Strichen länglich und in der Mitte oben und unten zugespitzt. Diese Entwertungen waren nur sehr kurze Zeit angewandt worden und sind deshalb sehr selten.

Im April 1853 ging das Postamt Luxemburg schon auf den 9 Balkenstempel über, der die häufigste Entwertung auf der 1. Ausgabe darstellt. Dieser Stempel wurde normal mit schwarzer Farbe aufgedruckt mit Ausnahme der Monate April bis Juni 1857, wo blaue Farbe zur Anwendung kam.
Der selten zu findende 9 Balkenstempel von Bascharage der dem vorgenannten sehr ähnlich ist, unterscheidet sich lediglich durch den engeren Abstand der beiden äußeren Balken.

Von derselben Type waren ebenfalls der sogenannte 8 1/2 Balken-Stempel von Clervaux, die 8 Balken von Echternach, die 7 Balken von Cap und die 6 Balken von Mersch. Ab 1857 benutzte das Postamt Remich einen durchbrochenen Dreikreisstempel, Frisange oder Bettemburg einen senkrecht durchbrochenen 6 Balkenstempel (der sich aus unregelmäßig großen Rechtecken zusammensetzt) und Ettelbruck einen Rautenstempel.

Um dieselbe Zeit etwa werden auch rechteckige Stempel mit 9 Schrägbalken in Grevenmacher, Larochette, Mersch, Rodange und Remich eingesetzt, und ein 10 Balkenstempel in Vianden.

Diese Stempel werden allgemein „Landstempel“ bezeichnet. Es ist jedoch noch keineswegs bewiesen, ob diese Stempel von dem Amt zugeteilten Landbriefträgern benutzt wurden oder lediglich zur Kenntlichmachung der von dem Amtsbereich zugehörigen Ortschaften herrührenden Briefe dienten.
Kommen wir nun zu den datierten Ortsaufgabestempeln, die erst ab 1859 zuerst in Luxemburg-Stadt zur normalen Entwertung werden.
Die ersten dieser Stempel stammen noch aus der vorphilatelistischen Periode. Der seltenste davon ist der sogenannte „Holländer“, ein Einkreisstempel ohne Jahreszahl, von dem wir nur einige Entwertungen von Nr. 1 und 2 aus der Zeit vor 1858 kennen.

Als nächster kommt der sogenannte „belgische Stempel“ von dem wir aus der vorerwähnten Zeit eine gewisse Zahl Entwertungen, besonders von Rodange und Echternach, kennen.

Schließlich der „kleine französische Stempel“. Ein Zweikreisstempel mit dem Ortsnamen im äußeren Ring sowie Tag, Monat und den beiden letzten Ziffern der Jahreszahl im Innern. Selten von Diekirch, Wiltz, Grevenmacher oder Luxemburg, äußerst selten von anderen Ämtern.
Als Abarten sind bekannt: von Nr. 1 & 2 die seitenverkehrten oder kopfstehenden Wasserzeichen, verhältnismäßig häufig in den Lieferungen von 1854/55, äußerst selten in den anderen Lieferungen; die Papierfalten und Doppeldrucke.

Auf Nr. 1 ausschließlich: – die 2 klassischen Kratzer von denen der erste durch das linke Wertschild geht, der zweite im rechten Wertschild beginnt und über dem E von „POSTES“ ausläuft; alle anderen Kratzer, die besonders häufig auf der letzten Lieferung vorkommen sind rein zufällig und verdienen im allgemeinen keine besondere Aufmerksamkeit.

Die Klischeeretuschen: Ab 1856 zeigte die zum Druck der Nr. 1 benutzte Platte so starke Abnutzungserscheinungen, dass der Abzug einzelner Klischees sehr mangelhaft wurde. Um Abhilfe zu schaffen, ließ die Post diese Klischees vermittels eines Körners nachbearbeiten, wodurch die Schattierung im Gesicht und im Hals des Kopfbildes wieder hergestellt wurde. Man unterscheidet heute 13 Retuschen, von denen 6 als „große Retuschen bekannt sind (Nachbearbeitung von Gesicht und Hals) und 7 als „kleine Retuschen“ (einzelne unregelmäßig verteilte Punkte). Quelle: Dr. Léon Pütz

Jos Wolff, RDP
Präsident der FSPL und Ehrenpräsident der FIP