Die Entwicklung der luxemburgischen Post, sowie ihre Briefmarkenausgaben des 19. Jahrhunderts

Luxemburg liegt geographisch im Schnittpunkt der historischen Verkehrs- und Postwege zwischen den niederländischen Seehäfen und den lombardischen Städten sowie in der Ost-Westachse Frankfurt-Brüssel.
Als enger Berührungspunkt der germanischen und lateinischen Kulturen hat es von jeher eine bedeutende Rolle in der Geschichte Europas gespielt. Die weltoffene Geisteseinstellung seiner Bevölkerung schließt eine aufrichtige Anhänglichkeit an die heimatliche Erde nicht aus.

Wirtschaftspolitisch gesehen ist Luxemburg das Land, das die älteste und vielseitigste Erfahrung auf dem Gebiet der Wirtschafts- und Zollunion hat, die sich von der Personalunion mit Holland (1815-1839) über den deutschen Zollverein (1842-1919), die belgische Wirtschaftsunion (ab 1919) und Benelux (1946) bis zur EWG erstreckt.
In engem Zusammenhang hiermit stehen auch seine postalischen Verhältnisse, die sich auch in seiner Philatelie wiederspiegeln.
Obschon das Postwesen in Luxemburg bis in die Entstehungszeit der unter Franz v. Taxis im Jahre 1516 entstandenen öffentlichen Post zurückreicht, will ich mich nur auf den Abschnitt beschränken, der der Gründung unserer heutigen Postverwaltung unmittelbar vorausgeht.

1815 wurde Luxemburg vom Wiener Kongress zum Großherzogtum erhoben und als unabhängiger Staat in Personalunion dem König der Niederlande, Wilhelm I. zugesprochen. Entgegen dem Kongressbeschluss erhielt das Land jedoch keine eigene Verwaltung, Postalisch wurde es mit den belgischen Provinzen Liège und Limbourg zum 5. Postbezirk zusammengelegt.

Die im Großherzogtum gelegenen Postämter waren Luxemburg, Grevenmacher, Echternach, Arlon, Bastogne, Bouillon, Paliseul, Marche, Tellin, Rochefort, Neufchateau und St. Hubert (9 in der heutigen belgischen Provinz Luxemburg). In der Folge kamen hinzu: Diekirch, Remich und Wiltz (1827) sowie Mersch und Ettelbruck (1828).

Das Briefporto wurde von Postamt zu Postamt berechnet. Das Gewicht des einfachen Briefes war auf 1 loth od. 1/2 Unze festgelegt, ab 1826 5 Gramm. Entsprechend der Entfernung betrug die Gebühr des einfachen Briefes 2, 3, 4….10 Stüber, ab 1826 10 bis 35 cents.

Ein einfacher Brief kostete 1826 von Luxemburg nach Arlon 10 cents, Bastogne, Bouillon, St. Hubert, Neufchateau 20 cents. Derselbe Tarif kann für die an diese Hauptämter angeschlossenen Nebenämter in Betracht.

Am 25. April 1830 sagten sich die belgischen Provinzen von den Niederlanden los und rissen auch das Großherzogtums an sich, mit Ausnahme der Stadt Luxemburg, in der die Bundesbesatzung der Festung die niederländische Verwaltung schützte.

Politisch und postalisch blieb das Land 9 Jahre lang geteilt. Während in der Hauptstadt der eben erwähnte Posttarif maßgebend blieb, übernahm die belgische Post die übrigen Ämter des Landes und unterstellte sie dem in Eich, der Nachbargemeinde Luxemburgs, eingerichteten Hauptamt.

Am 1. Januar 1836 trat der belgische Posttarif in Kraft. Das Briefporto wurde nach Gewicht und Entfernung von Amt zu Amt berechnet. Das Gewicht des einfachen Briefes war auf 10 Gramm festgesetzt, für den doppelten Brief auf 15 g, für den dreifachen auf 20 g. Darüber hinaus war es von 10 zu 10 g gestaffelt.

Für den einfachen Brief betrug das Porto bis zu 30 km einschl. 2 décimes; von 30 bis 60 km 3 décimes; von 60 bis 100 km 4 décimes; darüber hinaus steigerte es sich nur 1 décime je 50 km. Die Erhöhung in der Gewichtsstaffel betrug jeweils die Hälfte des einfachen Briefportos.

Auf Grund des Londoner Vertrags vom 19. April 1839 fiel das wallonische Quartier entgültig als Provinz an Belgien und der übrige Teil des Großherzogtums wurde erneut unabhängig erklärt. Am 18. Juni 1839 wurde die Post wieder der holländischen Organisation angepasst. Offizielle Landeswährung blieben Gulden und Cent.

Die damals bestehenden Postämter waren: Luxemburg und Diekirch Hauptämter, Steinfort, Bettemburg, Mersch, Grevenmacher, Echternach, Remich, Clervaux und Wiltz Verteilungsämter.
Der niederländische Posttarif von 1826 wurde wieder allgemein eingeführt, ergänzt durch diejenigen Portosätze des belgischen Tarifs die in ersterem nicht vorkamen. Diese Tarifierung blieb in Kraft bis zum 31. Dezember 1845.

Am 1. Januar 1843 begann die nationale luxemburgische Postverwaltung ihre Tätigkeit. Das Organigramm war folgendes: 1 Hauptperzeption: Luxemburg mit den Verteilungsämtern: Frisange, Esch, Steinfort, Mersch und Remich. 3 Einfache Perzeptionen: Grevenmacher mit Echternach, Diekirch mit Redingen/Attert und Wiltz mit Clervaux.

Am 1. Januar 1846 trat der erste luxemburgische Posttarif in Kraft. Als offizielle Währung galt immer noch der niederländische Gulden zu 100 Cents. Das Briefporto wurde nicht mehr nach der Entfernung sondern lediglich nach dem Gewicht gestaffelt. Bis zu 50 g wurde je 10 g, darüber hinaus je 20 g eine Portoeinheit von 6 Cents = 1 Silbergroschen angerechnet. Für chargierte d.i. eingeschriebene Briefe verdoppelte sich das Porto. Für Zeitungen und Drucksachen unter Kreuzband betrug das Porto 1 Cent je Blatt gleich welcher Größe.

Am 1. Januar 1849 wurde in Luxemburg die Frankierwährung eingeführt und gleichzeitig der Inlandstarif von 1846 um 25% gesenkt. So wurde die Posteinheit für Briefe auf 10 centimes festgelegt, für Zeitungen und Drucksachen auf 2 centimes je Blatt.

In der Zeit war es immer noch Sitte, dem Adressaten die Begleichung der Postgebühr zu überlassen. In Ermangelung von Briefmarken wurde die Gebühr mit schwarzer Tinte auf die Vorderseite des Briefes geschrieben. Bei Vorausfrankierung, die vor 1852 äußerst selten war, wurde die Vorderseite des Briefes mit dem Frankostempel PD = payé à destination versehen, und rot durchstrichen. Ferner wurde mit demselben Rotstift der Portobetrag auf der Rückseite eingeschlagen.

Der 10. September 1852 ist der offizielle Ausgabetag der ersten luxemburgischen Briefmarken. Ich betone „offiziell“ denn es hat sich herausgestellt, dass einzelne dieser Marken bereits vor diesem Datum benutzt wurden. Sollte jemand einen solchen seltenen Brief besitzen, kann ich ihn nur wärmstens beglückwünschen. Die beiden Marken der ersten Ausgabe zeigen das Profil Wilhelm III., König der Niederlande und Großherzog von Luxemburg, der ebenfalls auf den ersten Briefmarkenausgaben der Niederlande dargestellt ist.

Beide Markenbilder weichen jedoch sehr stark voneinander ab, sodass man annehmen, sogar behaupten kann, dass sie von zwei verschiedenen Künstlern stammen. So geben einzelne Autoren an, dass die Vorlage zum luxemburgischen Markenbild Jacques Wiener zuzuschreiben wäre, der die belgischen „Epaulettes“ schuf. Sie begründen ihre Theorie auf eine gewisse Ähnlichkeit der Zeichnungen und der Feinheit der Strichführung.

Unsere ersten Marken wurden im Stahlstichverfahren von Platten zu 2 x 100 Marken abgezogen. Marken mit Zwischensteg sind jedoch nicht bekannt. Der Stich des Stempels und der Positivmatritzen jeder der beiden Druckzylinder werden dem Kupferstecher Robinson von Perkins, Bacon & Co aus London zugeschrieben, die vermutlich auch je 2 Platten für jeden Markenwert hergestellt haben.
Die beiden Druckzylinder sowie einer der beiden Plattensätze sind noch im Bestand des künftigen Postmuseums enthalten. Aus den zeitgenössischen Eintragungen der Postverwaltung geht hervor, dass in den Jahren 1852 bis 1858 11 Lieferungen der 10 centimes Marke (in Sammlerkreisen „schwarzer Kopf“ benannt) und 8 Lieferungen der Silbergroschenmarke („roter Kopf“) gemacht wurden. Es steht mit absoluter Sicherheit fest, dass die noch vorhandenen Platten nie zum Druck der Originalmarken benutzt wurden, sondern einzig und allein zur Herstellung der im Jahr 1906 gemachten Abzüge, die wir irrigerweise als Nachdrucke bezeichnen.

Diese Sicherheit besteht jedoch keineswegs bei der Frage ob die vorerwähnten Marken-lieferungen an die Postverwaltung auch jeweils einem besonderen Auftrag an den Drucker entsprechen. Da hierüber bisher kein Hinweis aufgefunden werden konnte, ist die Identifizierung einzelner Marke, d.i. die Bestimmung deren Zugehörigkeit zu einer Lieferung zeitweilig sehr schwierig. Dies trifft ganz besonders zu für die Lieferungen von 1854/55, die sich in sehr kurzen Zeitabständen folgten.
(Quelle: Dr. Léon Pütz) (jw)

Über die Hauptkriterien für die Bestimmung der Lieferungsfolgen werde ich im nächsten Moniteur Berichten.